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Ohne Ritalin, keine Chance!

September 24, 2010

Das wurde mir gestern beim Elternabend mal wieder schmerzlich bewusst!

Von den Kindern wird verlangt, dass sie sich selbstständig Ihren Wochenplan einteilen und diesen vollständig in der Woche erledigen. Sie müssen überlegen, was sie zuerst machen müssen, was wichtig ist, welches Fach zuerst benötigt wird. Eigentlich, kein Problem und von einem Kind das 12 ist müsste man das erwarten können. Ja – eigentlich….

Ohne MPH würde er gar nicht erst anfangen, weil ihn die Masse schier erschlagen würde und er denken würde dass er das eh nicht schafft. Mit MPH fängt er nun an, aber an der (Selbst) Organisation scheitert es immer wieder wodurch nun das Erweiterungsniveau auf dem Spiel steht.

Wir werden die Kurve mal wieder kriegen ohne Frage, mit maximaler Unterstützung von zu Hause hat das noch immer funktioniert. Da stellten wir uns gestern Abend aber auch die Frage, wo ist die Linie, die man beschreiten sollte, zwischen dem Kind „alles hinterhertragen“ damit er es schafft und ihn „mal auflaufen lassen“ damit er mehr Selbstständigkeit lernt. Was sind Rückschläge die wir in Kauf nehmen können und was geht dermaßen in eine ungute Richtung, dass es auf seinen ganzen Lebenslauf Auswirkungen haben kann?

Ohne Ritalin wäre er hoffnungslos verloren, unsere Gesellschaft und unser Schulsystem sind einfach nicht ADHS-Kompatibel.

11 Kommentare leave one →
  1. September 24, 2010 8:07 am

    Ich kann dich gut verstehen. Ich mache mir oft dieselben Gedanken. Bei uns war schon in der ersten oder zweiten Klasse der Wochenplan angesagt.

    Ich finde das lernen von selbst Organisation gut aber auch das selbst organisieren muss man eben lernen und das selbst lernen auch. Das wird heute aber leider nicht mehr gemacht, sondern durch selbst Beschäftigungs Stunden und Wochenplänen sollen die Kinder sich selbst beschäftigen.

    Das ist ok, wenn sie in einem bestimmten Alter sind (wobei es für ADHSler immer schwer sein wird, ich bin 32 und kanns oft heute noch nicht *lach*) aber nicht in der ersten Klasse. Man kann von den Kindern nichts erwarten was man ihnen nicht beigebracht hat nur weils eben Teil des Unterrichts ist.

    Die Idee ist gut aber die Umsetzung wie immer nicht wirklich durchdacht.

    Mein Sohn wäre ohne MPH im Unterricht auch aufgeschmissen.

  2. September 24, 2010 8:15 am

    Der Kleine hat nun im 3. Schuljahr auch einen Wochenplan, das ging zu Anfang auch nicht, dann zog sich die Sache mit der Medikation unnötig hin wegen des Verdachtes auf eine Herzkrankheit. Da funktioniert es aber im Moment, wir haben einen Belohnungsplan eingeführt, den die Lehrerin unterstützt und wir sind in der zweiten Woche mit MPH.

    Aber bei dem Großen hängt es an der Organisation und dass er trotz MPH immer wieder in die Träumerei abgleitet. Er will, er will wirklich… er hat das Potential fürs Abitur, aber alleine schafft er das zumindest jetzt noch nicht.

  3. Hellebora permalink
    September 24, 2010 9:43 am

    ist die Dosis hoch genug?
    Meine beiden bekommen 70 mg täglich (50 retardiert und 20 unretardiert um die langsame Kinetik morgens abzufangen) und die Selbstorganisation läuft damit gut. Mein Grosser ist 13.

    Uns haben Sammelmappen für Hefte und Trennstreifen/Registerblätter in Ordnern viel geholfen. Immerhin fallen die Hausaufgaben in den Hauptfächern ja seit diesem Schuljahr weg, da bleibt nicht mehr viel zu organisieren ausser Vokabeln lernen und Monatsplan. Unsere Schule druckt und verkauft aber auch schuleigene „Organizer“ quasi vorgedruckte Hausaufgabenhefte mit allen Schulterminen etc, das hilft uns auch sehr. Da kommen auch alle Klausurtermine, Arzttermine etc rein.

    • September 24, 2010 9:50 am

      Das ist bei uns eins zu eins genau so wie an Eurer Schule.

      Nur schafft er sein Pensum nicht immer im Unterricht. Er arbeitet auf G-Niveau und eiert in den Arbeiten dann gerade so mit Hängen und Würgen und dreiern das E-Niveau ab.

      Die Medikation ist so ne Sache, wir haben nun seit über einem Jahr nicht mehr erhöht, obwohl er natürlich gewachsen ist und zugenommen hat. Er ist aber der Meinung die 30 mg ritalin LA seien noch ausreichend. Ich habe selbst noch Spielraum in der Dosierung und wir werden wohl mal drübersprechen ob wir zumindest mal 5 mg morgens noch dazunehmen, und dann mal schauen.

      Manchmal kotzt mich das alles schon enorm an.

  4. Hellebora permalink
    September 24, 2010 10:14 am

    Ich würde das nicht mit dem Kind diskutieren. Die Einstellung läuft bei uns unter anderem auch unter Einbeziehung der Schulnoten und Sichtkontrolle der Hefte durch den Kinderneurologen. Und was der als Dosis empfiehlt, wird ohne wenn und aber geschluckt. „mal im Jahr jeweils in den Osterferien und den Herbstferien „reisen“ wir alle Mann mit Schulsachen etc in die Kinderneurologie und alles dazwischen regel ich mit dem Arzt per mail.

    Wenn man nach dem Kind geht, würde meiner sagen, er braucht das gar nicht, weil, er merkt nicht viel, ausser, dass mit MPH die Klasse noch dümmer erscheint und der Unterricht noch langweiliger und er halt schneller mit den Aufgaben fertig wird als ohne MPH. Ohne MPH rutscht er in jedem Fach mindestens eine Notenstufe ab, das nimmt er aber nicht wahr. Er hat wenig eigenes Körpergefühl.

    Für mich hört sich das, was du schreibst, unterdosiert an.

  5. September 24, 2010 10:48 am

    Bei uns geht das im Einvernehmen mit dem Kind. Er bemerkt die Veränderung ganz klar und er merkt auch, wenn er die Medis nicht hatte, weil dann alles Scheiße läuft und er zu nix fähig ist. Er schafft es sogar (hatten wir auch schon) wenn wir sie vergessen hatten und er ein Diktat schreibt das so zu kompensieren dass es noch ne zwei wird (danach ist er aber total fertig).

    Er weiß um seine Schwäche, er weiß wofür das MPH ist und er nimmt es, weil er selbst merkt dass es ohne nicht geht. Er kann sehr genau beschreiben wie die Veränderung ist.

    Wenn er sagt, er fühlt sich mit mehr nicht wohl, werde ich das erst einmal akzeptieren, weil, wenn ich das nicht tue blockt er und nimmt aus Protest, nur wegen seines Dickkopfes, gar nichts mehr.

    Aber die Dosiserhöhung wird nun wohl sein müssen und ich bin überzeugt, er wird es probieren und wenn es sich besser anfühlt auch machen

  6. September 25, 2010 10:34 am

    Wo kann ich unterschreiben? Gerade vor ein paar Tagen haben wir darüber gesprochen. Keiner unserer Buben wäre Regelklasse-kompatibel ohne Ritalin.

  7. sonnja permalink
    Oktober 9, 2010 3:07 am

    habe drillinge, 12 jahre. sammle seit der 3ten klasse erfahrungen mit diversen medikamenten. in den sommerferien hatten wir alles runtergefahren und bei meiner tochter sogar abgesetzt.
    es was so schön. endlich wieder meine kinder. lustig und ohne die up and downs.
    jetzt zum schulstart haben wir die jungs wieder mit einer kleinen dosis von 18 mg strattera eingestellt. der familienstress geht damit wieder los..
    mit der schule .. und durch die medikamente… die kinder kommen nachmittags unweigerlich in ein tief…
    schuld allein ist die schule. die kinder müssen funktionieren.
    ich bin verzweifelt, weil die medizin so schädlich ist, besonders strattera. ich möchte dringend eine alternative finden.
    kann mir jemand rat geben – wie geht es ohne „DROGEN“.
    vielen dank für eine antwort….

  8. Marco permalink
    Januar 26, 2011 3:36 pm

    Ich habe 1,5 Jahre Ritalin genommen. Geholfen hat es nicht, und ich komme auch ohne Ritalin gut zurecht. Mag sein dass unser Schulsys nich ADHS kompatibel ist aber solange alle sich mit Ritalin vollstopfen wird es auch nie kompatibel werden. Warum auch? – Es gibt doch Ritalin.
    Btw. habe ich massive Wachstumsstörungen davon bekommen, hatte keinen Hunger mehr, Alpträume und war fest davon überzeugt ich müsse es nehmen damit ich für meine Umwelt erträglich bin. Überlegt euch vorher was ihr euren Kindern damit antut. Ritalin ist ein starkes Psychopharmaka und nicht zu unterschätzen. Und eins ist es nicht: Die Wunderpille die sich die Eltern alle so wünschen.

  9. Januar 26, 2011 3:48 pm

    Wenn Du ohne Ritalin zurecht kommst ist doch alles gut, ca 95% der Bevölkerung tun das. Aber nur weil Du selbst es nicht brauchst, solltest Du nicht von Dir auf andere schließen.

    Wo steht hier Ritalin sei eine Wunderpille? Das behaupte ich nicht und niemand der nur einen Funken Ahnung von ADHS hat. Wer eine gesicherte ADHS Diagnose hat und der Facharzt das Medikament empfiehlt steht seinem Kind gegenüber in der Pflicht es wenigstens zu versuchen.

    <<<Btw. habe ich massive Wachstumsstörungen davon bekommen, hatte keinen Hunger mehr, Alpträume

    Ja, die Nebenwirkungen gibt es, die sind aber kein Grund es nicht zu versuchen. Wenn mans nicht verträgt setzt man es eben wieder ab, dann fällt die Nutzen-Risikoabwägung eben negativ aus.

    Ich als auch meine Kinder haben keinerlei Nebenwirkungen die ein Absetzen rechtfertigen. Dazu wäre es nahezu fahrlässig im Hinblick auf den Straßenverkehr!

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